„Erinnerung an Walcke“ steht auf dem Ausseneinband des Notenbuchs. Der Inneneinband enthält einen Hinweis auf das Todesdatum sowie einen Vermerk, dass das Buch zur Privatbibliothek des Osloer Verlegers und Musikalienhändlers Carl Warmuth (1844-1895) gehöre. Es ist nicht klar, ob Walcke selbst das Notenbuch gefüllt hat und wollte, dass man sich an ihn erinnere – oder z.B. einer seiner Schüler, der die Stücke aufschrieb. Das Dansebok enthält nur rudimentäre Tanzanweisungen, doch einige Hinweise auf damals teilnehmende Personen. Manche „Jomfrue“ (Jungfrau) ist hier bei ihrem Lieblingstanz aufgeführt.
Svend Hendrik Walcke (1745 bis 1825) war ein schwedischer Tanzmeister, der 1782 wohl das erste in Schweden gedruckte Tanzbuch herausgab: Minnes-bok uti dans-konsten. Es enthielt jedoch auf 63 Seiten nur 14 Tanzbeschreibungen, der Rest bestand aus moralischen Ermahnungen an die Jugend beiderlei Geschlechts, Tipps für Reisen in diverse Länder, einem Auszug aus einem düsteren Roman etc. Daher dauerte es auch nicht lange, bis ihn der Shitstorm unzufriedener Käufer erreichte, woraufhin er flugs behauptete, dass dieses Buch (angeblich) ohne sein Wissen unter seinem Namen erschienen sei. Ein Jahr später legte er ein Buch nach, das auf nur 40 Seiten 133 Tanzbeschreibungen enthielt: Grunderne uti dans-kånsten, til begynnares tjenst.
Spätestens 1791 übersiedelte Walcke nach Norwegen, als er an der „Kongelige Militaire Academie“ in Christiania (Oslo) als schwedischer „dansmästare“ (Tanzmeister) angestellt war. 1796 gab er die ersten Tanzkurse in Bergen und wurde 1803 Eigentümer des Kleinbauernhofs Mangelberg in Manglerud (heute Oslo), wo er bis zu seinem Tod wohnte.

Walcke, Sven Henric: Minnes-Bok Uti Dans-Konsten, gedruckt von Carl Hasselrot, Christiania (Oslo) 1782: Blatt vor dem Titelblatt
Die Illustration in seinem ersten Buch von 1782 gibt Hinweise auf eine mögliche Instrumentierung: Harfe, Laute, Blockflöte, Geige. Die Harfenspielerin ist maskiert und schaut durch die Saiten auf das Paar. Vielleicht eine Notwendigkeit in der Wahrung der Privatsphäre der Rezipienten? Denn Harfen haben es wohl als einzige Instrumente dauerhaft in die Schlafzimmer der Reichen und Schönen geschafft, um die Herrschaften in den Schlaf zu wiegen oder mitunter gar in der Hochzeitsnacht in den Händen einer dritten Person im Raum für gute Laune und Entspannung zu sorgen.
Je nach Zählweise enthält das Notenbuch 80-90 Stücke sowie ein Register und viele leere Seiten. Nur wenige Stücke haben keine Tanzbeschreibung. Walcke selbst hatte 1802 ein Notenbuch als Manuskript verfasst: Toure-Bog af Engelsk- og Contra-Dandse for mine Elever, das jedoch online nicht einsehbar ist. Dieses Notenbuch von 1804 könnte eine Überarbeitung von Walcke selbst sein, jedoch genausogut von jemand anderem aus seinem Umfeld angefertigt worden sein.
Das Notenbuch befindet sich in der Nationalbibliothek Norwegen und ist hier digital einsehbar.
Nachfolgend findest Du jeweils die Manuskriptseite mit einem direkten Link zum Original, das zeilengetreue Transkript (mit Anmerkungen) zum freien Download unter einer CreativeCommons-Lizenz sowie eine Tonaufnahme der Neufassung, die Du Dir hier anhören kannst. Die Neufassungen mit Bogenstrichen und Harmonisierungsvorschlägen kannst Du nachfolgend als einzelne Seiten erwerben.
Englois Walcke 13a (Nr. 3)
Fejer Walcke 47a (Nr. 7)
Fejer Walcke 49 (Nr. 9)